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Rezension: Sońka- Ignacy Karpowicz – Berlin Verlag

Es war einmal – das Leben ist wie ein Märchen

Sońka- Ignacy Karpowicz (Autor), Katharina Kowarczyk (Übersetzerin), 208 Seiten, Berlin Verlag (2. Mai 2017), 20 €, ISBN-13: 978-3827013439

Zwei Personen begegnen sich in Królowe Stojlo, vier Häuser am Ende des Nichts im Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland. Ein Ort, wo fast niemand wohnt und wo, allem Anschein nach, im Augenblick nichts passiert.  Der junge polnische Theaterregisseur Igor Grycowski bleibt wegen einer Autopanne liegen. Er trifft Sonia, die alte Frau mit ihrer Kuh. Sie hat eine Geschichte zu erzählen, ihre Geschichte aus dem Jahre 1941. Und er will sie hören.

Sie lädt ihn auf eine Tasse Milch ein und beginnt zu sprechen. Es ist zunächst eine ungleiche Beziehung – sie legt ein Geständnis ab, ein Sterbebettgeständnis. Er sieht das Ganze als ein großes Material für eine Theateraufführung. Ganz langsam wandelt sich diese Beziehung immer mehr zu einer Partnerschaft.

Der Anfang von Fall von Sonia ist die Liebe, eine verbotene, unerfüllbare und sündige Liebe. Zusammen mit der Liebe erlebt Sonia das Leben jenseits des Lebens – außerhalb der Geschichte, der Moral und der Gesellschaft als Gegensatz zu dem, was möglich ist. Aber die Liebe hat keine Chance im Kampf gegen den Hass, gegen das Böse, gegen das Schicksal, das niemanden glücklich sein lässt.

Die Geschichte des belarussischen Mädchen Sonia ist einfach und kompliziert zugleich. Einfach im Konzept einer verrückten, jugendlichen Liebe, die nichts beachtet. Kompliziert, weil die Liebe in schwierigen Zeiten des Krieges zu erhaben und schön ist. Sonia wählte die Liebe als Leidenschaft, die nicht darüber nachdenkt, was ist, was war und was sein wird. Liebe, konzentrierte sich nur auf sich selbst. Idealisierte Liebe als eine Flucht aus der Realität.

Ignacy Karpowicz entwickelt aus den Erzählungen und Erinnerungen der Alten zusammen mit den Gedanken und Überlegungen von Igor ein fantastisches, ein trauriges Buch. Eine Geschichte vom Glück und seinem Preis. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise an die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen möglicher Wahrheit und dem künstlerischen Schaffen.

Dem Autor gelingt es über diese unausgesprochenen Momente der Geschichte und das tragische Schicksal zu schreiben, ohne in falschen Pathos oder in Kitsch zu verfallen. Er zwingt den Leser in Angst, in Gefühle und in Misstrauen. Ein ergreifendes fiktives Schauspiel.

Es ist ein gutes Buch, magisch und schmerzhaft, klug und wahr, ergreifend, zweideutig. Und vor allem ist er wunderschön geschrieben.

Lesenswert, weil es zeigt, was wirklich wichtig ist.

 Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Berlin Verlages

https://www.piper.de/buecher/sonka-isbn-978-3-8270-7936-7-ebook

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