Archiv für den Monat Januar 2017

Rezension: Ein wenig Leben – Hanya Yanagihara – Hanser Verlag

Blick in die Hölle

Ein wenig Leben – Hanya Yanagihara (Autor), Stephan Kleiner (Übersetzer), 960 Seiten, Verlag: Hanser Berlin (30. Januar 2017), 26 €, ISBN-13: 978-3446254718

Ein wenig Leben präsentiert sich, zumindest am Anfang, als eine bescheidene Chronik der Art und Weise, wie das Leben in einer kleinen Gruppe von Leuten zusammenhängt, die ein Stück Geschichte gemeinsam haben, als Katalog einer schrittweisen Ansammlung der Dinge ihres Lebens: die Arbeitsplätze und Wohnungen, die One-Night-Stands und Freundschaften und Groll, die Möbel und Kleidung, Liebhaber und Ehepartner und Häuser. Yanagihara folgt den Spuren von vier talentierten und künstlerischen Freunden von ihren gemeinsamen Collegetagen bis sie jetzt, als sie sich mit Anfang dreißig in und um New York City zu etablieren beginnen. Folgt ihrem Sex und Essen und Schlaf und Freunde und Geld und Ruhm. Es ist wie eine Studie über eine geschlossene Gesellschaft, ihre Sprache, ihre Rituale und ihre geheimen Codes.

Vier College-Freunde haben das Studium an einer unbenannten Universität abgeschlossen (scheinbar Harvard) und sind auf dem Weg in ihr berufliches Leben.

Malcolm, ein Mischlingskind, arbeitet in einem Architekturbüro und lebt noch bei seinen reichen Eltern. Sein Vater ist ein unerhört reicher, afroamerikanischer Finanzier.

J.B (Jean Baptist) ist ein homosexueller, haitianischer, ehrgeiziger Künstler an der Schwelle zum Erfolg. Er wurde von seiner Mutter allein erzogen. Er malt gegenständlich und konzentriert sich auf das Malen seiner Freunde.

Willem, gutaussehend, stattlich und liebenswürdig von isländischer-schwedischer Abstammung arbeitet als Kellner und denkt an eine Schauspielkarriere.

Und da ist Jude, faszinierend und verwundet, ein brillanter, gequälter Protagonist, über den die anderen drei wenig herausfinden können. Er hat keine klare Rassenzugehörigkeit, seine Sexualität scheint verwischt oder nicht existent. Vor allem hat er ein dunkles Geheimnis, das sein Leben und das seiner Freunde überschattet. Diese gehen aber nicht den offenen Fragen nach, sondern feiern seine Unterschiede. JB nennt ihn den Post-Mann „… post-sexuell, post-ethnisch, Post-Identität, Post-Vergangenheit.“ (Seite 129)

Alle vier sind gottlos und postmodern. Aufwärts und voran geht es für alle. Aber es ist keine glückliche Geschichte.

Zunehmend konzentriert sich der Roman auf Jude und Willem. JB und Malcolm verschwinden weitgehend von der Bühne und machen ihre eigenen, eher unwahrscheinlichen Sprünge zum amerikanischen Traum. Ein wenig Leben dreht sich um Jude, und Willem spielt eine führende Rolle dabei. „Willem war gut für ihn, aber er war schlecht für Willem.“ (Seite 649) Wir werden schichtweise tiefer in Judes Elend und sein geheimes Leid gezogen, sehen ihn sich ritzen, bemerken Narben auf seinem Rücken, verstehen, dass es vor vielen Jahren einen Unfall gab, der seine Beine stark beschädigt hat. „ … die Schmerzen, die an seiner Wirbelsäule hinab in eines seiner Beine krochen, als hätte man einen Holzpflock in Flammen gesetzt und in ihn hineingebohrt.“ (Seite 139) Und wir erkennen, dass das Geheimnis seines Lebens der erzählerische Motor ist, der den Roman antreibt.

Der Roman führt uns auf eine über 900-seitige Reise durch das Leben eines emotional und körperlich geschädigten Jude St. Francis, und das Leben seiner Freunde, die zwischen ihm und den Dämonen oder Hyänen, die er sieht und peinvoll spürt, stehen. Es ist ein Buch der Selbstbeobachtung, das seinen Focus setzt auf die Grenzen der Freundschaft, die Tiefen des Schmerzes, auf  individuelles Leid, auf Selbstverletzung und auf die Schande, die ein Mensch mit diesem unseligen Erbe kaum ertragen kann.

Yanagihara füttert uns in Rückblenden mit Geständnissen über Judes Leben, Rückblenden, die elektrisieren und gleichzeitig entsetzlich sind. Jude ist Mann, der mehr und mehr Geduld und liebevolle Pflege erfordert. Die frühe Freundschaft ist so warm beschrieben, dass dieser lebendige Teil des Buches unwiderstehlich ist. Willem und Judes Liebe für einander existiert auf einer höheren Ebene, mit Willem als den liebevollen Elternteil, den Jude nie hatte.

Hanya Yanagihara schreibt einen üppigen, fast wollüstigen Prosa-Stil, der zwischen dem exquisiten und maßlos schwankt, mit langen und kraftvollen Beschreibungen. Es gibt aber auch etwas Kühles, Unerbittliches in der Art und Weise, wie Yanagihara den Leser mit Judes Leiden konfrontiert. Yanagihara gibt diesem unerbittlichem Leiden und dem tiefen Schmerz eine intime, innere Stimme. Ein überbordendes Werk, groß, emotional und voller Trauma.

Ihr Stil erinnert mich an Donna Tartt, die gleiche schockierende erzählerische Energie, die gleiche faszinierende Sprache. Und immer wieder schieben sich bei mir die Bilder von Hieronymus Bosch in die Lektüre, Bilder die das Unheimliche in einer Weise zur Darstellung bringt, die uns deshalb so unmittelbar berührt, weil sie nicht mit dem Anonymen und dem Unbekannten agiert, sondern weil sie uns Vertrautes und Bekanntes vor Augen führt, weil sie die Schmerzen der Hölle und deren Fremdheit, dieses gleichzeitig im Feuer brennen und zugefroren sein, weil sie die Schmerzen und das Leiden von Höllenqualen anschaulich macht. Der Ort der Qual ist immer genau dort, wo Deine Gedanken hängen.

Lesen Sie unbedingt dieses Große menschliche Epos, die perfekte Chronik unserer Zeit der Angst, des Leidens und des Überlebens, mit all ihren Begleitdramen und Träumen. Es gibt keine Ruhe, keine Atempause, keine verbindlichen Überzeugungen, die uns zusammenhalten, und es gibt eine Lücke zwischen Träumen und Wirklichkeit. Dem großen Leben, das sie wollten, steht das kleine Leben gegenüber, das sie führten.

Sie werden nicht nur dieses Buch verschlingen, ebenso wird es auch Sie verschlingen und ganz lange nicht mehr loslassen. Es ist dunkel und traumatisch, aber ein erfrischender Roman über moderne Freundschaft. So notwendig in diesen Zeiten der Angst.

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https://www.hanser-literaturverlage.de/themen/ein-wenig-leben

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Rezension: Trennung – Katie Kitamura – Hanser Verlag

Das Entflechten zweier Leben

Trennung – Katie Kitamura (Autor), Kathrin Razum (Übersetzer), 256 Seiten, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (30. Januar 2017), 22 €, ISBN-13: 978-3446254459

Die unbenannte Icherzählerin, von Beruf Übersetzerin, hat mit ihrem notorisch treulosen Ehemann Christopher die Trennung, die Scheidung vereinbart. Noch halten sie es geheim. Doch Isabella, ihre feindselige und unangenehme Schwiegermutter, vermisst ihren Sohn und fordert sie die junge Frau auf, nach Griechenland zu reisen, um ihn zu finden. Widerwillig stimmt sie zu. In ihrem Herzen ist sie nicht einmal sicher, ob sie ihn finden will.

In einer abgelegenen Region im zerklüfteten Süden von Griechenland trifft sie im Hotel, wo er ein Zimmer gemietet hat, auf Kostas, Stefano und Maria. Aber auch diese vermissen Christopher.

Es ist ein hypnotisierender, psychologisch straffer Roman über das Ende einer Ehe und die Geheimnisse, die wir alle mit uns tragen.

Jedes der 13 spannenden Kapiteln zieht die Spannungsschraube enger an. Am Anfang des siebten gibt es einen Mord. Kitamura lässt ihn ungelöst. Anstatt einen Whodunit-Krimi zu liefern, präsentiert uns die Autorin ein Bouquet von unvorhergesehenen, aber psychologisch durchdringenden Konsequenzen.

Es ist eine Geschichte der Intimität, Untreue und über die Kluft, die uns vom Leben des anderen trennt. Es geht auch und vor allem um die Erzählungen, die wir für uns selbst erschaffen.

Die Erzählerin beschreibt den Athener Verkehr und die Peloponnesische Küste, aber es sind ihre innere Landschaft, ihre Vorstellungen, Vermutungen, Spekulationen, Gedanken und Gefühle, die die Erzählung beherrschen. In der wilden Landschaft spürt sie den Zerfall ihrer Beziehung und entdeckt, dass sie viel weniger von dem Mann versteht, als sie dachte. Die Autorin zieht uns in die Erfahrung einer Frau am Rande der Katastrophe. „Eines der Probleme, wenn man glücklich ist – und ich war sehr glücklich gewesen, als Christopher und ich uns verlobten -, ist, dass man selbstzufrieden und phantasielos wird.“ (Seite 237/238)

Dieses atemberaubende Porträt einer ehelichen Entfremdung, dieser minutiös beobachtete Roman der Untreue ist ein fesselndes, stilistisches Meisterwerk, das uns Leser erstaunt aber auch betroffen und verunsichert zurücklässt. „Die wahre Schuld finden wir nicht im Dunkeln oder bei irgendwelchen Fremden, sondern in uns selbst.“ (Seite 251)

Katie Kitamura schreibt in einer präzisen und gedämpften Prosa, durch die kühl beobachtenden Augen einer jungen Frau.

Dieser beunruhigende, psychologische Roman, diese hypnotische Meditation über Untreue und die Unerkennbarkeit des Ehepartners wird Sie in seinen Bann ziehen. „Vielleicht sind Mann und Frau und Ehe nur Wörter, hinter denen sich eine viel fragilere, turbulentere Realität verbirgt, als eine Handvoll Silben oder ein noch so langer Text sie erfassen können.“ (Seite 252)

Für alle Leser, die tiefgehende Untersuchungen von anspruchsvollen Beziehungen und interessante und aufschlussreiche Charakter-Studie lieben, ist dieser Roman eine überzeugende Entdeckung. Tauchen Sie ein in eine gute Geschichte.

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Rezension: Das große Herz – Sara Stridsberg – Hanser Verlag

Monumental, überwältigend, verstörend, melancholisch

Das große Herz – Sara Stridsberg (Autorin), Ursel Allenstein (Übersetzerin), 320 Seiten, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (30. Januar 2017), 23,00 €, ISBN-13: 978-3446254534

„Das große Herz“ ist ein Roman über eine schwedische psychiatrische Klinik und ihre Geschichte, gesehen durch eine kleine Anzahl von individuellen Schicksalen. Die Insassen von Beckomberga, ihre Angehörigen und Mitarbeiter bilden eine eigene Welt, die fasziniert.

Es ist ein Roman über das Mädchen Jackie, ein unberechenbares, gebrochenes und starkes Mädchen und ihrem kranken Vater Jim, mit unstillbarer Trauer und alkoholabhängig.  Es ist ein Roman über Wahnsinn und die Hoffnung, über die Krankheit und die Möglichkeiten der Fürsorge, über das Leben und den Tod.

Als die Mutter Lone zum Schwarzen Meer reist, wird das Krankenhaus Jackie Welt. Jackie wächst praktisch in und mit der psychiatrischen Klinik Beckomberga, in einer parallelen, isolierten Welt auf. Sie besucht ihren Vater Jim jeden Tag. Vielleicht, weil sie den Traum hat, ihn retten zu können. Oder weil sie an diesen Ort gezogen wird, wo alle Hoffnung des gewöhnlichen Lebens von den Menschen genommen wurde und diese doch glücklicher zu sein scheinen, dort zu sein als anderswo.

Hier trifft Jackie Sabina, hier trifft sie Paul und die Liebe, der wirkliche Wahnsinn. Wir begegnen auch dem Arzt Edward Winterson, der jede Nacht Jim und einige ausgewählte Patienten zu großen Partys bringt, wo sich Inger Vogel an der Grenze zwischen Ordnung und Zerstörung und Sabina mit ihren Perlen und ihre Trauer bewegen. Beckomberga wird zu einem Ausnahmezustand, zu einer Traumwelt, zu einem Ort der Verurteilten. Sie trifft Wahnsinn und verzerrte Perspektiven und findet die Liebe in dem absoluten Wahnsinn.

Sara Stridsberg arrangiert ihren Roman nicht chronologisch, seine Kapitel zersplittert in der Zeit wie eine kubistische Malerei. Aus verschiedenen Zeiten und Schicht zwischen Traum und Wirklichkeit entsteht eine Erzählung, genauso traurig wie fesselnd. Ergänzt wird die Geschichte von Jackie und Jim um die Geschichte von Olof, dem letzten Patienten von Beckomberga, der hier 63 Jahre seines Lebens verbracht hat.

Die Autorin kommentiert auch den schwedischen Wohlfahrtsstaat, der fast genau mit der Existenz von Beckomberga zusammenfiel, etwa von 1932 bis 1995. Sie zeigt die dünne Grenze, das ewige Dilemma zwischen Pflege und Grausamkeit.

Die flirrende, lebendige Prosa von Sara Stridsberg erweckt die Natur zum Leben, in einer Mischung aus Schönheit und Dunkelheit. Sie bewegt sich jenseits von Klischees und findet präzise Worte. So wird die Natur in diesem Roman nicht einfach eine Requisite, sondern der Mensch und seine Umwelt sind als organisches, untrennbares Ganzes dargestellt.

Der Roman ist gefüllt mit gräulichem oder korngelbem Licht, Nebel, schwacher Sonne, schneller Dämmerungen, die sich wie von Zauberhand auf die Welt legt. Milchig-weiß scheint die Lieblingsfarbe von Sara Stridsberg. Sie wiederholt sich im Verlauf des Romans immer wieder, und es klingt so: „Der Himmel gleicht der Innenseite eines Schneckengehäuses. Körniges gelbes Licht, die Bäume nackt und schwarz im Regen.“ (Seite 173) oder „… die Birkenstämme leuchten in der Dämmerung, Wolken aus fleckiger Wasserfarbe in Rosa und Gelb, zarte verirrte Wolken, ein paar Vögel; eine schlampige Zeichnung des Himmels.“ (Seite 137)

„Das große Herz“ wäre nicht der Roman, der er ist, ohne seinen milchigen Himmel, seine schwarzen Baumstämme, seine zerfetzten Wolken und weißen Schmetterlingen. Sie sind ein Teil der Geschichte. Natur reflektiert und verstärkt den Verlauf der Ereignisse und Erfahrungen im Roman und erfasst die Gefühle der Angst, der Hoffnung oder der Liebe, indem sie ihnen eine Atmosphäre gibt.

Vor allem gibt Sara Stridsberg den einsamen und verletzlichen Menschen, denen, die am Rand stehen, die nicht erfolgreich sind, den Hässlichen und Armen, den Kranken, den Menschen, die einsam und ausgebrannt sind, eine Stimme

In „Das große Herz“, ein Stück bester schwedischer Gegenwartsliteratur versetzt die Autorin den Leser in eine Atmosphäre, wo die Grenzen zwischen Normalität und Wahnsinn verwischt und verschoben sind. Es ist die Geschichte vom Traum, jemanden im Licht, am Leben zu halten, der nie wirklich dort sein will.

Ein atemberaubender Roman, eine geniale Geschichte von Angst und Sehnsucht. Dieses mutige, intelligente und originelle Buch wird niemanden gleichgültig lassen.

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Rezension: Die Liebeserklärung – Jean-Philippe Blondel – Deuticke Verlag

Ein Jahrmarkt der Scheinheiligkeit

Die Liebeserklärung – Jean-Philippe Blondel (Autor), Anne Braun (Übersetzerin), 160 Seiten, Deuticke Verlag (30. Januar 2017), 18,00 €, ISBN-13: 978-3552063334

Der 27-jährige Corentin und sein um 25 Jahre älterer Patenonkel Yvan halten an den Wochenenden von fünf intensiven Monaten im Sommer den unvergesslichen Tag im Film fest, wenn Paare sich vor dem Bürgermeister oder dem Pfarrer das Ja-Wort geben. Die beiden sind Hochzeitsfilmer.

Diese samstägliche Langeweile, mit der immer gleichen Abfolge der Szenen: „Frisieren, Ankleiden des Brautpaares, Standesamt, Tausch der Ringe, die Gruppenaufnahmen (bewegte Bilder inzwischen), die Kirche von außen, der Sektempfang und einige Sekunden darüber, wie es dann weitergeht.“ (Seite 47) gibt Corentin aber ausreichend Gelegenheiten, sein eigenes Leben zu analysieren, seine beruflichen Fehlschläge, seine Lieben und auch seine Erwartungen.

Er hält nicht nur das Lachen und Lächeln, das Glück und die Freude fest, sondern auch Verwerfungen, Ecken und Kanten. Sie begleiten die Paare vom frühen Morgen mit Frisieren, Make-up, Anziehen über die Zeremonien, den Wein und das Essen bis zum letzten Tanz der Nacht. Er wird privilegierter Zeuge von Paaren, ihren Vertraulichkeiten, ihren Hoffnungen, ihren Wünschen und ihren Verletzungen, ihren Ängsten, ihren Geheimnissen und ihren tiefsten Gefühlen.

Jean-Philippe Blondel wählt eine gemischte Erzählung: die Geschichte von fünf Hochzeiten bieten das Grundgerippe. Aline und Christophe, Laurence und Laurent, Fanny und Lise, Anne und Luc, Angélique und Sébastian bieten alle unterschiedliche Beobachtungen. Hinzu kommen Geständnisse verschiedener Charaktere, die Corentin filmt und uns, kursiv gesetzt als Transkript bietet. Das Ganze erzählt aus der distanzierten Sicht von Corentin. Ein Crossover aus perfekt organisierten Hochzeitszeremonien und überraschenden Geständnissen, mit einem ebenso überraschenden Schluss sowohl für Yvan als auch für Corentin.

Es geht um Freundschaft, Familie, Lebensentscheidungen und Gefühle. Dafür präsentiert uns der Autor eine liebenswerte Sammlung von Charakteren, darunter vor allem Corentin, voller Zweifel, emotional und professionell. Vor allem finden wir auch in diesem Buch Blondels Lieblingsthema Wie nimmt der andere uns wahr? Und vor allem, wie kann man erwachsen werden und trotzdem seine Jugend erhalten?

Alleine schon die Beschreibungen von so netten Dingen wie dem „Tisch der Ausgestoßenen“ (Seite 56) oder die Berichte von „unerträglichen Abendessen“, von der „tiefgreifenden Langeweile, die sich nach Mitternacht ausbreitet, während die x-te Rede geschwungen wird“ oder die „Schlägereien am Ende der Nacht“ (Seite 79) sind genussvolle Kabinettstückchen.

So entsteht ein bittersüßer Roman, voller Zärtlichkeit und Gefühl, einfach und aufrichtig, in einer klaren, dezenten Sprache. Jean-Philippe Blondel beeindruckt durch seinen scharfen Blick und seine große Sensibilität, mit der er die Komplexität der Gefühle und die menschlichen Beziehungen zeigt. Ihm gelingt eine wunderbare Mischung aus nostalgisch und fröhlich und zugleich zart, witzig und realistisch.

Für mich machen zwei Dinge diesen kleinen Roman besonders lesenswert. Da ist einmal Corentin und sein Reifeprozess als Vertrauter, ja als Beichtvater der Gefilmten. Zusammen mit seinem Patenonkel bildet er ein kontrastreiches Duo von reifem und jungen Mann.

Und zum anderen diese menschliche Komödie ritualisierter Hochzeitsfeiern zwischen Vorbereitungen, dem Bankett, dem Wiedersehen mit alten Bekannten, dem Aufeinandertreffen von Gästen. Das erinnert mich stark an Reality-TV mit seinen Exzessen. Ehen, die Rache sind, Zeremonien, in denen Groll verteilt wird, mit Eifersüchteleien geladene Buffets, Outfits, die Heucheleien überdecken. Corentin machte Filme, in denen die Realität mit einer akzeptablen Fiktion ersetzt wird.

Es ist ein leichter Roman. Aber deshalb noch lange nicht oberflächlich. Der Autor sondiert die menschliche Seele und wir entdecken auch ein Stück von uns selbst. „Die Liebeserklärung“ wird keinen Leser unberührt zurücklassen.

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Rezension: Das perfekte Leben des William Sidis – Morten Brask – Nagel & Kimche Verlag

Klug, einsam und doch perfekt!?

Das perfekte Leben des William Sidis – Morten Brask (Autor), Peter Urban-Halle (Übersetzer), 368 Seiten, Verlag Nagel & Kimche AG (30. Januar 2017), 24,00 €, ISBN-13: 978-3312010134

Vor diesem Buch sagte mir der Name William Sidis gar nichts. Meine Neugier wandelte sich beim Lesen sehr schnell in Verblüffung:

Da ist jemand außergewöhnlich intelligent und klug. Verpflichtet ihn das auch, seine Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft zu stellen? Wie kann so ein Talent, das wie kein anderes für den Fortschritt des menschlichen Wissens beigetragen haben sollte, ohne eine Spur in der Geschichte verschwinden? Diese Frage stellt sich mir beim Lesen dieser Biographie.

Wer war William Sidis? Er lebte von 1898 bis 1944 in den Vereinigten Staaten und hatte den höchsten Intelligenzquotienten, geschätzt bei etwa 250 bis 300. Er konnte lesen bevor er zwei Jahre alt war, mit drei Jahren sprach er Griechisch und Latein. Mit acht Jahren absolvierte er in nur zwölf Wochen die High-School. Bis dahin hatte er bereits vier Bücher geschrieben. Mit 11 Jahren begann er sein Studium an der Harvard-University und hielt dort schon in diesem Alter Vorträge über nichteuklidische Geometrie und die vierte Dimension. Also ein Wunderkind. Dem Höhenflug folgte ein jäher Sturz. Sidis konnte sich gerade noch graduieren, musste bald schlecht bezahlte Jobs annehmen und gar eine Gefängnisstrafe absitzen und starb, nur 46 Jahre alt, als mittelloser Misanthrop. Und trotzdem war er am glücklichsten allein und wollte nur in Ruhe gelassen werden.

Sein Vater lehrte Psychologie an der Harvard-University und seine Mutter war Ärztin. Beide regten ihn vom Babyalter an, sein Gehirn zu benutzen und sahen keinen Sinn darin ihn spielen zu lassen, vor allem nicht mit anderen Kindern. So entwickelte sich William Sidis zu einem ganz anderen und sehr einsamen Kind, das sich mit dem sozialen Leben schwer tat. Er hatte natürlich auch Bekannte und einen Freund namens Nathaniel Sharfman. Er lebte und starb einsam. Und es gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass ihn diese Einsamkeit unglücklich machte. „Ich möchte ein perfektes Leben führen. Das perfekte Leben lässt sich nur in Abgeschiedenheit führen. Menschenmengen habe ich immer gehasst.“

Morten Brask schreibt einen dokumentarischen und doch nachdenklichen, hochliterarischen Roman über den wahrscheinlich klügsten und einsamsten Mann der Welt. Es ist nicht einfach nur eine Biographie, sondern eine Interpretation von William und seinem Schicksal. Er geht den Fragen nach: Warum ist ein so begabter Mensch heute unbekannt? Was war sein Leben? Was ist passiert? Was ist schief gelaufen? Was bringt einen Menschen dazu zu sagen, „Der einzige Weg, das perfekte Leben zu leben, ist es in der Einsamkeit zu leben.“ William Sidis lebte fast gleichzeitig mit Albert Einstein. Aber wo Einstein ein weltbekannter Physiker wurde, beendete William sein Leben in der Anonymität. Wie kam es dazu? War seine Intelligenz angeboren oder anerzogen?

Der Autor lässt die Geschichte in drei Erzähllinien entstehen: Seine Kindheit und Jugend, seine Beteiligung an der sozialistischen Bewegung und nicht zuletzt (keusche) Liebesaffäre mit Martha und sein letztes Jahre 1944. Seine Sprache ist einfach, nicht im Sinne von oberflächlich oder primitiv, sondern im Sinne von nüchtern, von einer durchaus lobenswerten Trockenheit. Es gelingt ihm, in diesem spannenden Roman hinter den tausend Gesichtern eines Genies, das wahre Gesicht des Menschen William Sidis zu entdecken. Es ist das starke Porträt eines in vielerlei Hinsicht vernachlässigten Kindes.

Die Quintessenz aus diesem Buch lautet für mich: Es gibt viele Möglichkeiten, das Leben zu leben. Niemand sagt, dass die traditionelle Familie, Kinder und Karriere auf jeden Fall die einzige Möglichkeit ist, ein perfektes Leben zu leben. Und es bleibt die Frage: Ist ein perfektes Leben auch ein glückliches Leben? Oder wie Sidis selber sagte: „Es gibt wohl kein Leben, das richtiger ist als ein anderes.“ (Seite 315)

Eine lesenswerte authentische Geschichte, die sich um Fragen dreht, die auch und besonders heute ihre Berechtigung haben und nach Antwort rufen, z.B. für die groteske Tendenz, dass Eltern völlig unkritisch ihre mehr oder weniger talentierten Sprösslinge als hochbegabt bezeichnen und alles tun, damit andere das auch so sehen. Das Buch liefert dazu einige Antworten und lässt viel Raum zum eigenen Nachdenken.

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Rezension: Moorbruch – Peter May – Paul Zsolnay Verlag

Komplexes Mordgeheimnis

Moorbruch – Peter May (Autor), Silvia Morawetz (Übersetzerin), 336 Seiten, Paul Zsolnay Verlag (30. Januar 2017), 20,00 €, ISBN-13: 978-3552058170

Der ehemalige Edinburgher Detektiv-Inspektor Finlay (Fin) Macleod ist wieder zurück in seiner Heimat auf der Insel Lewis, die zu der Gruppe der äußeren Hebriden gehört. An diesem Ort hatte Fin eine oft schwierige Vergangenheit und hier sucht er eine sinnvolle Zukunft.

Er ist Chef des Sicherheitsdienstes eines weitläufigen Anwesens der Jagd und der Lachsfischerei. Besitzer ist Jamie Wooldridge und sein direkter Vorgesetzter ist ein guter Bekannter aus Schülerzeiten, Kenny John, genannt Big Kenny.

Und da ist auch sein alter Weggefährte, John Agnus Macaskill, genannt Whistler. Beide entdecken im unwegsamen Bergland ein kleines einmotoriges Flugzeug, es scheint mehr oder weniger intakt zu sein, auf dem Grund eines Sees, der infolge eines Moorbruchs leergelaufen ist. Am Steuer, erschlagen Roddy Mackenzie, vor 17 Jahren der talentierteste und erfolgreichste keltische Rockstar seiner Generation und damals mit seinem Flugzeug als verschollen gemeldet. Mehr will ich über den Fortgang der Geschichte nicht verraten.

Auf jeden Fall bringt diese Entdeckung Fin dazu, über die Menschen und Erfahrungen nachzudenken, die die Männer zusammen als Teenager hatten, die Frau, die sie geliebt hatten, die Faustkämpfe, die engen Gespräche und – am allermeisten – die Insel selbst. Als Teenager war die Gruppe in ihrem Wunsch vereint, die Insel zu verlassen. Im mittleren waren alle zurückgekommen, einige waren noch nie weggegangen.

Um die genannten Personen, zu denen auch Donald Murray, Pfarrer und früher Manager der Band, Anna Macaskill, Tochter des Whistlers, Marsaili, die Jugendliebe von Fin und ihrem gemeinsamen Sohn Fionnlagh gehören, spinnt Peter May ein Netz von Geschichten und Geschichtchen, Erinnerungen, Geheimnissen aus der Vergangenheit. Ein Netz, das sich immer enger zuzieht und einen ungeheur spannenden Sog auf den Leser ausübt. Mit eingewebt ist die Geschichte der Iolaire-Schiffskatastrophe am Ende des Ersten Weltkrieges.

Darüber hinaus spielen die düstere und unwirtliche Landschaft der Hibriden-Inseln vor der nordwestlichen Küste von Schottland eine weitere Hauptrolle. Und der Leser bekommt einen wirklich tiefen Eindruck von der Landschaft, ihren Menschen und ihrer Denkweise. Diese schroffe Insel ist eine ideale Kulisse, mit seinen unfruchtbaren Landschaften, dem grausamen Wetter und dem tiefen Einfluss der Kirche für diese etwas melancholische Geschichte, in der es keine Sonne und keine Sieger zu geben scheint. Es ist faszinierend zu sehen, wie das Leben aller Figuren ineinandergreifen kann, und wie jedes Geheimnis eine dauerhafte Spur auf ihnen hinterlassen hat.

Mich beeindruckt am meisten natürlich Fin, ein unruhiger Charakter. Obwohl sein Leben sich grundlegend verändert hat, bekommen wir ein Gefühl für die ewige Unruhe diese Menschen und für ein Leben, das von der Tragödie berührt wird. Und dann liebe ich insbesondere die Überschneidungen der Ebenen und Untergeschichten, aus denen die Handlung besteht und wie sie sich zu unterschiedlichen Zeiträumen entfalten.

Aus meiner Sicht ist es ein sehr kluger Roman, ein hochliterarischer Krimi, voller Geheimnisse und Verbrechen, mit einem wirklich atemberaubenden Ende. Leider ist es laut Autor das letzte Buch seiner Trilogie, die auf der Insel Lewis spielt. Aber vielleicht überlegt er es sich noch einmal. Auf jeden Fall sollten Sie sich dieses wahre Lesevergnügen gönnen. Die Atmosphäre, die Charaktere und die Geschichte selber werden Sie nicht ruhen lassen, bis Sie das Buch zu Ende gelesen haben.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Paul Zsolnay Verlages

https://www.hanser-literaturverlage.de/suche?q=moorbruch

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Essay: Fühlen und Denken statt Zählen

Fühlen und Denken statt Zählen

… oder warum wir lieber auf unseren Bauch hören sollten

Unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Welt werden immer komplexer. Komplexe Systeme haben eine große Zahl von verschiedenen Elementen, die in einer gemeinsamen Geschichte „irgendwie“ dynamisch aufeinander ein- und zusammenwirken. Diese Wirkungen sind weder klar zielorientiert, noch folgen sie festen Regeln. Damit sind schwer zu durchschauen. Natürlich suchen wir nach einfachen Lösungen und Beschreibungen. Diese finden wir im Zählen. Wachstumszahlen, Kontostände, Blutwerte und andere liefern uns scheinbare Klarheit. Dabei kommt das Denken zu kurz.

Jeder denkt. Bei jedem laufen elektrochemische Vorgänge im Gehirn ab. Sie werden genährt von Wissen, Halbwissen, Ängsten, Vorurteilen und Oberflächlichkeiten. So entstehen, manchmal lautlos, öfters dröhnend donnernde Wortblähungen, selten neutral oder wohlriechend, sondern meistens übelriechend. Brauchen diese Denkvorgänge andere Materialien, andere Rohstoffe? Nein, wir haben mehr Informationen als wir je verarbeiten können. Der Verdauungsprozess dieser Fakten, unsere Denkprozesse müssen sich grundlegend ändern.

Nein, schreien die Wertkonservativen, wir haben keine Werte mehr, die alten Werte oder Tugenden müssen wieder her. Und dabei waren sie es selbst, die die Werte auf dem Altar des eigenen Vorteiles geopfert haben und zu leeren Floskeln haben verkommen lassen. Und alle, die aufgrund ihrer eigenen Ohnmächtigkeit sich ganz und gar dem „law-and-order“-Gedanken verschrieben haben, brüllen begeistert ihre tumbe Zustimmung.

Und die Neoliberalen wollen sich noch von den notwendigen, letzten halbwegs funktionierenden Regeln gesellschaftlichen Zusammenlebens befreien und sehen in absolut freien Märkten die allumfassende Lösung, die – welch ein Zufall – gerade dem Durchsetzen ihrer eigenen Interessen dient.

Und die andere Gruppe der Warmduscher und weichgespülten Leisetreter kann sich nie so richtig entscheiden. Sie wägen ab, ohne eine funktionierende Waage zu haben. Sie bereden und wenden die Dinge so lange hin und her, bis ein glatt geschliffenes Nichts als Minimalkompromiss herauskommt. Und dabei belächeln sie mit überlegenem Kopfschütteln die wenigen, radikalen Weitsichtigen. Und sie versuchen und schaffen es auch, diese mit allen legalen und illegalen Mitteln mundtot zu machen.

Und eines der legalen, unauffälligen und subtilen Mittel ist es, über Nebenkriegsschauplätzen die Menschen abzulenken, dumm zu halten und am wirklichen Nachdenken und erst recht am Voraus-Denken zu hindern.

Nur was sich rechnet, zählt heutzutage. Dabei geht es eigentlich um Alles: Es geht um Orientierung.

Vielen genügt Technologie. Aber Technologie hat oft wenig mit Bildung, sondern viel mit Automatismen, Logiken, Zahlen, aber nicht mit Verhältnissen und Denken zu tun.

In der gegenwärtigen Welt lieben wir die vordefinierte Matrix, die Schablone, die nur noch das erfasst, was gesehen, gemessen und gezeigt werden kann. Komplexität wird möglichst ausgeklammert, simple Zusammenhänge gezeigt. Diskutiert wird nur über das „Wie“ und nicht über das „Warum“.

Keine andere Zeit als die unsere zeichnet sich durch einen derart großen menschlichen Erfahrungsverlust aus.

Die große Philosophin Hannah Arendt schrieb schon vor über 50 Jahren anlässlich ihrer Analyse des nationalsozialistischen Regimes: „Das Lästige an den Nazi-Verbrechern war gerade, dass sie willentlich auf alle persönlichen Eigenschaften verzichteten, die sie zu Menschen machten, ganz so als ob dann niemand mehr übrigbliebe, der entweder bestraft oder dem vergeben werden könnte. Immer und immer wieder beteuerten sie, niemals etwas aus Eigeninitiative getan zu haben; sie hätten keine wie auch immer gearteten guten oder bösen Absichten gehabt und immer nur Befehle befolgt.“ Ein Niemand eben.

Früher – früher war ja bekanntlich alles besser – ja, früher dachten die Menschen noch. Mag sein. Das zu beweisen oder das Gegenteil davon, würde zu nichts führen. Das eine würde dazu führen, die alten Zustände wiederherzustellen. Das andere würde vom Grundsatz auszugeben, dass Menschen doch nur eine Art „unverständiges Wesen“ sei und nichts dazu lernen könnte.

Wie hat „früher“ der Mensch gelernt, denken gelernt? Er musste sich auf oft mühsamen und langwierigen Wegen seine benötigten Informationen zusammensuchen, seine Erfahrungen sammeln und über den ständigen Kreislauf „Versuch-und-Irrtum“ seine Weisheiten erlangen, die Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, die ihn mit sich und seiner Umwelt halbwegs passabel zu Recht kommen ließen. Und hatte er für sich seine passende Lösung gefunden, dann konnte er mit ruhigem Gewissen und ohne größere Angst vor Veränderungen bei gleichem Erkenntnisstand den Rest seines Lebens mehr oder weniger geruhsam verbringen.

Dieses System hat der Mensch bis heute nicht geändert. Mit einem kleinen Unterschied: sein Umfeld wandelt sich rasend schnell und alle Informationen, die er notwendig hat, stehen ihm einfach, schnell und eigentlich gebrauchsfertig zur Verfügung. Eigentlich – wenn er denn von ihnen Gebrauch machen würde. Aber genau das ist sein Dilemma: Er kann sie nicht nutzen. Weil er sie nicht zusammensuchen muss, fehlt ihm die Erkenntnis tieferer Zusammenhänge und er glaubt, da ja alle Informationen vorliegen, er werde dadurch jede Situation beherrschen. Er hat nämlich gelernt Informationen anzusammeln und nicht, sie auszuwerten oder zu verwerten. Und in unserem überkommenen Schul- und Bildungssystem wird das noch gefördert.

Wir müssen nicht Wissen gewinnen, sondern Erkenntnisse. In unseren Schulen wird der Schwerpunkt auf Lernen und Wissensvermittlung gelegt. So wie früher, als wir noch in einfachen, durchschaubaren Systemen lebten. Und zum Hohn der Lehrer, dass im Zeitalter von Wikipedia mehr Wissen zur Verfügung steht, als er selber nicht einmal in zehn Leben unterrichten könnte.

Auf der Strecke bleiben bei dieser Form die Intuition, das Entwickeln von Gespür für Situationen und die Unterscheidungskraft von „Wichtig“ und „Unwichtig“. Natürlich soll jedes Kind Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Darüber hinaus sollte es aber auch lernen Hintergründe, Absichten, Zwischentöne zu erkennen, lernen auf sein Gefühl zu hören. Und genau das wird nicht nur vernachlässigt, sondern fehlt gänzlich.

Intuition ist etwas, dass wir nicht zu lernen brauchen. Wir besitzen sie bereits. Lösen wir uns vom einfachen Zählen und simpler Technologiegläubigkeit. Nehmen wir uns ein Beispiel an kleine Kinder, die noch nicht sprechen, die also noch mehr „ihren Bauch“ als ihren „Kopf“ benutzen. Hier sehen wir Intuition. Auch uns ist die Intuition nicht verloren gegangen. Sie schlummert nur. Wecken wir sie auf. Lassen wir das Denken still werden. Dann spüren wir wieder unsere Intuition. Und jeder fühlt sie anders. Für den einen ist es ein Gefühl, ein Unbehagen, das warnt. Für den anderen sind es die Schmetterlinge im Bauch, weil er die richtige Antwort gefunden hat. Oder es ist der helle Blitz, der ihnen sagt: Das ist es.

Egal wie wir es nennen ob Ahnung oder Gefühl, die Intuition hilft dabei, uns unseren Weg durch unser Leben zu weisen. Wir achten oder verlassen uns nicht immer auf unsere Intuitionen und verdrängen diese auch öfters. Wenn wir aber mehr auf unser „Bauchgefühl“ hören, kann das unser Leben positiv verändern.

Der französische Denker Joseph Joubert notierte um 1800: Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.

Rezension: Franz von Assisi – Gunnar Decker – Siedler Verlag

Ausstieg aus dem Immer-schneller-und-immer-mehr.

Franz von Assisi: Der Traum vom einfachen Leben – Gunnar Decker, 432 Seiten, Siedler Verlag (26. September 2016), 26. 09. 2016, 26,99 €, ISBN-13: 978-3827500618

„Was für einen Anfang wagt da einer!“ (Seite 69). Dieser Satz, den Gunnar Decker über das Auftreten des 28-jährigen Franz von Assisi vor Papst Innozenz III. sagt, könnte auch über den Amtsantritt von Jorge Mario Bergoglio stehen, als er sich am 13. März 2013, zum 266. Bischof von Rom gewählt, einen neuen Namen gab: Franziskus I. und damit auch ein völlig neues Programm in der katholischen Kirche auflegte. (siehe dazu auch seine Enzyklika Laudato si`)

Gunnar Decker, der Berliner Religionsphilosoph, nimmt uns in seinem neuen Buch mit auf eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Zeitreise ins Mittelalter, als der Bettelmönch Franz von Assisi nichts weniger wollte, als Welt und Kirche zu verändern.

Francesco, geboren als Sohn des reichen und einflussreichen Tuchhändlers Pietro Bernadone geboren, kennt beide Seiten: Reichtum, Macht und Vergnügungen der oberen Gesellschaftsschicht und Armut und Verzweiflung der vielen Zurückgelassenen und Ausgestoßenen. Schnell erkennt er die Fehlentwicklungen von Reichtum (Kapitalismus) und vor allem der weltlichen Macht der Kirche.

Wie wurde aus dem bürgerlichen Lebemann Giovanni Battista Bernadone der asketische Bettelprediger Franziskus? Und was wurde aus seiner Vision von einem Leben in der Nachfolge von Jesus Christus?

Neben einer äußerst klugen und kenntnisreichen Biographie, mit sehr guten Informationen aus primären Quellen und sehr interessanten sekundären Quellen, liefert Gunnar Decker das farbige und plastische Bild eines Mannes, dessen Strahlkraft alle konfessionellen und zeitlichen Unterschiede überwindet und gerade in den Zeiten eines Turbokapitalismus und des Überdrusses, Halt und Zuflucht bietet.

Für mich besonders interessant sind in diesem Buch zwei Aspekte:

Einmal der Einfluss Franz von Assisis auf Kunst und Kultur, von Boccaccio, G.K. Chesterton, Luise Rinser, Hermann Hesse, Rilke bis zu Steven Spielberg, die sich zu allen Zeiten immer wieder mit seiner Botschaft auseinandersetzen, die uns Antworten auf die Fragen gibt, die wir auch heute an das Leben stellen.

Zum anderen die Reaktionen der Amtskirche, die als die wahren Mächtigen in der Kirche seine Reformbewegung ausbremsen, die vergleichbar ist mit dem Kampf, den verschiedene Kreise der Kurie heute gegen Papst Franziskus I. führen. Wer wird siegen? Das kirchliche Establishment oder der unkonventionelle neue Papst?

Eine insgesamt lohnende Lektüre, die ebenso viel Kenntnisse vermittelt wie sie Lesevergnügen bereitet.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Siedler Verlages

https://www.randomhouse.de/Buch/Franz-von-Assisi/Gunnar-Decker/Siedler/e474383.rhd

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Essay: Leben und leben lassen

Leben und leben lassen

… oder wie liberal ist unsere Gesellschaft

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – liberté, égalité, fraternité: Was ist aus diesem Leitsatz der Französischen Revolution geworden? Was ist aus den Liberalen und dem Liberalismus geworden?

Ursprünglich geht „liberal“ auf das lateinische „liberalis“, „eines freien Mannes würdig, edel, vornehm, anständig“ zurück und kam im ausgehenden 18. Jahrhundert als französisches Fremdwort nach Deutschland. Hier bedeutet es „frei“ und meint einen jener Werte, den die Französische Revolution erkämpft hatte.

Der Liberalismus war im 19. Jh. eine weltweite politische Bewegung des aufstrebenden Bürgertums, die allerdings in Deutschland politisch weitgehend machtlos blieb. In der sogenannten Deutschen Revolution von 1848 scheiterte das Bürgertum bei dem Versuch, eine politische Führungsrolle in Deutschland zu übernehmen. Die industrielle Entwicklung in Deutschland und der Ausbau des Wirtschafts-Liberalismus fanden auf der Basis eines konservativen, obrigkeitsstaatlichen Staatsverständnisses statt. Und aufgrund des sozialen Elends wurde ein konservativer Sozial-Staat aufgebaut. In der Weimarer Republik zerfiel der politisch gespaltene Deutsche Liberalismus weitgehend. Er gewann erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der FDP als liberaler Partei wieder an Bedeutung, die sich weniger aus der Größe der vergleichsweise kleinen Wählerbasis, sondern durch die fortgesetzte Regierungsbeteiligung erklärt.

Wirtschaftspolitisch wies der Liberalismus dem Staat die Aufgabe zu, die notwendigen Rahmenbedingungen für einen freien Wettbewerb zu schaffen und durch regulierende Eingriffe in die wirtschaftlichen Prozesse dafür zu sorgen, dass der Wettbewerb aufrechterhalten bleibt. Diese Variante des Liberalismus wurde vor allem von Walter Eucken in der Freiburger Schule des Ordo- oder Neo-Liberalismus entwickelt.  Ihr wichtigster politischer Vertreter war Ludwig Erhard, der zusammen mit A. Müller-Armack die sogenannte Soziale Marktwirtschaft begründete.

Die programmatische Wende zum „Sozialen Liberalismus“ der Freiburger Thesen (u. a. Werner Maihofer) erfolgte 1971 unter dem Vorsitzenden und späteren Bundespräsidenten W. Scheel. Die Rückkehr ins Mitte-Rechts-Spektrum und zum Wirtschaftsliberalismus (1982) wurde von Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff vollzogen. Und unter Guido Westerwelle verkam das Liberale zu einer reinen Steuersenkungs- und Klientelpartei.

Im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter „liberal“ eine tolerante, lockere, freie, bewegliche Einstellung, die sich gegen jede Form von Starrheit richtet.

Aber gehen wir zu den ursprünglichen Forderungen zurück:

Unter Freiheit innerhalb einer Gesellschaft versteht man die Möglichkeit jedes Einzelnen, sich so zu entfalten und so zu leben, wie er es für richtig hält. Freiheit des Individuums z. B. Glaubens-, Meinungsfreiheit begrenzt die Reichweite staatlicher Gewalt. Wobei die Freiheit des Einzelnen aber dort endet, wo die Freiheit eines anderen Individuums beeinträchtigt wird. Freiheit ist nicht gleichbedeutend mit Individualismus oder gar Egoismus. Aber warum schränkt der Staat über die Maßen die Freiheit des Einzelnen oder gar aller ein? Vorratsdatenspeicherung, Videoüberwachung, Rauchverbot, Echtzeit-Überwachung im Internet, Einsicht in Bankkonten von jeder Behörde aus, E-Reisepass, E-Personalausweis, Bewegungsprofil aus überwachten Handys. Alle Bank-, Steuer- und Flugdaten werden massenhaft gesammelt und umstandslos weitergereicht. Einfach so, ohne Verdacht. Also wo ist sie, die viel gepriesene Freiheit in unserem Land.

Das Wort Gleichheit ist vielen zuwider. Klingt es doch zu sehr nach Gleichmacherei, nach den Linken, die fordern, jeden Bürger auch noch wirtschaftlich auf gleiche Ebene zu stellen. Menschen sind nicht gleichartig, sondern gleichwertig. Und sie sind auch nicht gleichberechtigt, aber jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft. Aber viele sehen sich nicht mehr als einen solchen kleinen Teil eines wichtigeren Ganzen. Es geht ihnen um andere Dinge, die nur sie selbst betreffen.

Alle Menschen sind gleich viel wert, unabhängig davon, welche Arbeit sie tun, wie begabt oder unbegabt sie sein mögen, wie gesund oder krank sie sind. Das gibt den Menschen eine Sicherheit – innerlich wie äußerlich – wie es kaum eine andere geistige Haltung zu geben vermag. Aber wo finden wir noch diese Überzeugung?

Alle Menschen sind gleich, niemand darf benachteiligt oder bevorzugt werden – das Grundgesetz macht es möglich. Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, Glauben und Weltanschauung, Behinderung: Nichts von dem dürfe zu ungleicher Behandlung führen. Jedenfalls steht es so auf dem Papier. Und wie sieht es in der Praxis aus?

Menschen, die keine Arbeit mehr finden können, sind Schmarotzer. Und nicht nur das: In unserer ökonomisierten Welt wird der Mensch zum Produktionsfaktor herabgestuft. Alle Menschen sind gleich: aber nur, wenn sie Arbeit haben und etwas leisten!

Die Brüderlichkeit ist ein sehr viel mehr umfassender Begriff als Freiheit oder Gleichheit. Vielleicht sollten wir ihn, nicht nur wegen der Geschlechtsneutralität durch Solidarität ersetzen. Das Prinzip der Solidarität richtet sich gegen die Vereinzelung und Vermassung und betont die Zusammengehörigkeit, die gegenseitige Mitverantwortung und Mitverpflichtung. Sie bezeichnet den Zusammenhalt einer Gesellschaft.

Jetzt könnten wir natürlich den bekannten Satz von Augustinus ins Spiel bringen, „Liebe Deinen Nächsten, und tue, was Du willst.“ Klingt einerseits verlockend einfach, dass man alle Gesetze ignorieren kann und nur noch nach einem einzigen Gebot leben soll. Ich muss meinen Nachbarn nicht lieben, aber ich kann versuchen mit ihm auszukommen. Miteinander leben und aufeinander hören, das reicht schon.

Die politischen Eliten, die Vorreiter eines selektiven Denkens, haben Demokratie, Menschenwürde, Toleranz, Freiheit, Sicherheit zu leeren Worthülsen verkommen lassen. Sie nähren damit Unzufriedenheit, Hass, Neid, Missgunst, Kontrollwahn nicht nur bei den Regierenden, sondern auch bei den Bürgern. Deshalb „gängeln“ vor allem wir Deutsche so gerne.

Üben wir den Liberalismus in unserem täglichen Leben. Lassen wir jedem seine Eigenarten und Eigenheiten. Ob Burka oder Mini, ob Krawatte oder Piercing, ob hetero, schwul, lesbisch oder bi, ob dick oder schlank, ob gottgläubig oder Satansanbeter, ob Heavy Metal oder Barockorchester, ob Pop oder Jazz, versuchen wir nicht, die Menschen zu ändern. Wenn wir jemand ändern wollen, dann haben wir genug damit zu tun es bei uns selber zu versuchen. Dann stirbt auch der Liberalismus nicht und es gilt weiterhin der unbequeme Satz von Marion Gräfin Dönhoff:

„Der legitime Platz des Liberalen ist zwischen allen Stühlen. Es darf ihn nicht kümmern, wenn er von allen Seiten beschimpft wird. Wer stark genug ist, den Vorwurf der Linken zu ertragen und vor der Rechten nicht in die Knie zu gehen, der kann auch der Zukunft getrost entgegensehen – selbst wenn der Liberalismus immer wieder totgesagt wird.“

Rezension: Angstmädchen – Jenny Milewski – Heyne Verlag

Angst wächst stetig, aber zu langsam

Angstmädchen – Jenny Milewski (Autorin), Maximilian Stadler (Übersetzer), 336 Seiten, Heyne Verlag (9. Januar 2017), 13,99 €, ISBN-13: 978-3453438804

„Angstmädchen“ spielt überwiegend im Studentenwohnheim an der Universität Linköping, wo die Wirtschaftsstudentin Malin Granström, die aus einer kleinen Stadt kommt, ein Zimmer bezieht. Und es gibt sogar eine Badewanne, ein großer Luxus für Studenten. Malin, die schüchtern und etwas zurückgezogen ist, sieht ihre Chance für ein sozialeres Leben mit anderen Studenten. Immerhin wohnen auf ihrem Flur Pelle, Camilla, Richard, Torbjörn und Rebecka.  Aber es kommt anders. Eine Reihe von seltsamen Ereignisse geschehen.

Wer war die japanischen Studentin, die in dem Zimmer vor Malin wohnte? Was geschah mit ihr, und warum hat sie ihre Sachen in einem Lagerraum des Kellers gelassen? Wo kommen die seltsamen Haarbüschel in der Wanne her? Ja, das schöne Bad, was geschieht eigentlich dort? Wissen die Nachbarn auf dem Korridor mehr, als sie enthüllen?

Schritt für Schritt verwandelt sich das Leben auf ihrem Flur zu einem schrecklichen Chaos

Jenny Milewski entwickelt eine Geschichte, die gruselig sein soll. Dabei bewegt sie sich zwischen einer Art japanischem Geisterfilm und amerikanischem College-Jugendfilm, wobei sie das Ganze in Schweden ansiedelt. Die Handlung ist weder innovativ noch komplex. So ergibt sich ein Grusel- oder gar Horroreffekt nur in sehr moderaten Dosierungen. Irgendwie entwickelt sich die Geschichte äußerst langatmig. Und sie endet so, wie schon ganz am Anfang angedeutet.

Ich habe nicht das Original gelesen. Vielleicht kommt im Schwedischen eine Atmosphäre zustande. In der deutschen Übersetzung ist die Sprache ziemlich einfach und überschaubar. Die Charaktere bleiben oberflächlich und sehr blass. Einige Nachlässigkeiten beim Gebrauch der indirekten Rede und des Konjunktivs stören. So bereitet das Buch kein großes Lesevergnügen.

Wer ein ausgesprochener Fan dieser Art Geschichten mit harmlosem Gruseleffekt ist, und wer vielleicht etwas mehr erfahren will über japanischen Geisterglauben, für den mag das Buch ganz annehmbar sein.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Heyne Verlages

https://www.randomhouse.de/Paperback/Angstmaedchen/Jenny-Milewski/Heyne/e504691.rhd

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de